Flüchtlingshilfe Hamminkeln
Fatima berichtet über Ihre Flucht aus Kurdistan und über ihre Fortschritte und auch schmerzlichen Erfahrungen in ihrer zweiten Heimat
Das Datum 1.6.1997 werde ich nie vergessen, an diesem Tag bin ich mit meinem Mann Mehmet in Deutschland angekommen.
Meine 2 Töchter, damals 5 und 1 ½ Jahre mussten wir zurücklassen bei meinen Eltern, da alles sehr schnell gehen musste.
Mein Mann war als Kurde politisch aktiv in der Türkei und ist wiederholt verhaftet und in der Haft gefoltert worden, zuletzt 1996. Er hat die HADEP, eine kurdische Demokratiebewegung unterstützt.
Bei der letzten Inhaftierung hat man ihm bei einer wiederholten Verhaftung mit dem Tod gedroht. Aus diesem Grund war unsere Flucht lebensnotwendig.
Es tat schrecklich weh unsere Kinder in der Türkei lassen zu müssen. Die Zeit ohne sie war die schlimmste meines Lebens. In einer dramatischen Aktion haben wir sie aber nach 6 Monaten nachholen lassen. Eine fremde Frau war unsere Lebensretterin und hat unsere Kinder als Ihre eigenen ausgegeben. Wir sind ihr ewig dankbar.
Am 12.2.2000 bekam unsere kleine Familie Zuwachs durch unseren Sohn Hasan.
Mit Hilfe der Flüchtlingshilfe Hamminkeln und einem guten Anwalt gelang es uns aufgrund der Folterungen meines Mannes eine befristete Aufenthaltserlaubnis zu erhalten und somit auch die Berechtigung unbefristet Arbeiten zu dürfen.
Bis dahin hat mein Mann Grünpflegearbeiten für die Stadt Hamminkeln verrichtet, was er gerne gemacht hat, da er dadurch einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen konnte und nicht mehr nur in unseren zwei kleinen Zimmern in der Asylunterkunft verbringen musste.
Im April 2004 fand Mehmet eine Vollzeitarbeitsstelle als Gabelstaplerfahrer, Lagerhelfer und Befüller bei einer großen Firma in Wesel. Daneben hat er auch einen 400,- Euro Job ausgeübt. Wir waren endlich unabhängig von Zahlungen durch die Stadt. Mit Hilfe der Flüchtlingshilfe konnten wir auf Wohnungssuche gehen und zogen am 1.8.2005 in eine schöne Wohnung mit Balkon in Hamminkeln.
Unsere Kinder haben sich hier schon gut integriert. Hasan spielt leidenschaftlich Fußball im Verein. Leila unsere ältere Tochter geht mittlerweile auf das August-Vetter-Berufskolleg in Bocholt und will dort ihr Fachabi machen. Sie möchte nach ihrem Abschluss gerne eine kaufmännische Ausbildung machen. Ella unsere 2. Tochter geht in die 7. Klasse der Hauptschule.
Ich arbeite seit vielen Jahren in einem privaten Haushalt als angemeldete Haushalthilfe. Seit über einem halben Jahr habe ich dazu noch eine Stelle bei einer Textilfabrik in Hamminkeln und arbeite dort im Schichtdienst 6 Std. täglich.
Außerdem habe ich einen Integrationskurs deutsch erfolgreich abgeschlossen, unter anderem eine Voraussetzung für einen dauerhaften Aufenthalt hier.
Wenn man mich fragen würde, wie ich mich jetzt hier fühle, würde ich folgendes sagen: Die 14 Jahre, die ich jetzt hier in Deutschland bin, waren sehr schwer für uns, da wir nie genau wussten, ob wir es schaffen werden, unseren Aufenthalt verlängern zu können. Die Ängste kann sich nur jemand vorstellen, der so etwas erlebt hat. Ich bin aber auch stolz auf meine Familie, dass wir so viel erreicht haben und ich bin glücklich, dass meine Kinder hier gut zu Recht kommen. Traurig bin ich, dass ich soweit von meiner Heimat und meinen Eltern entfernt leben muss.
Gez. Fatima 13.05.2011 (alle Namen wurden geändert)
